Am 3.5.09 wurde ich am Flughafen Wien kontrolliert. Da ich eine (mechanische) Armprothese trage, geht das Warnsignal des Metalldetektors jeweils los. Der Sicherheitsmitarbeiter kam gleich auf mich zu. Seine Finger begannen rasch, in etwas verwirrter Weise meinen Kabelzug abzutasten, aber irgendwie schoen er dort haengen geblieben zu sein und fiel in eine Art Rewind-Play-Rewind-Play-Mode. Er begann dann etwas von Hemd ausziehen zu sagen, was ich nicht genauer verstand, da es kein ganzer Satz war.
Nachdem nach eine Weile klar wurde, dass der Sicherheits-Mitarbeiter schwitzte, nervoes war und keine Ahnung hatte was er da tat, sagte ich ihm, dass ich das Hemd sehr gut fuer ihn ausziehen koenne, aber nicht vor allen Leuten.
Da das nicht wirkte, sagte ich es noch einmal, diesmal langsam und sehr laut. Es wirkte dann.
Er deutete dann in Richtung von so einem Kabaeuschen. Ich nahm zunaechst meinen Geldbeutel und die Tasche und wir gingen zu einem dieser Kabaeuschen mit Vorhang. Dieses entpuppte sich als schlecht beleuchtet und so winzig, dass der Sicherheitsmann direkt vor meinem Bauch stand. Wie die Leute im Wiener Flughafen so Sicherheitskontrollen durchfuehren wollen ist mir schleierhaft.
Ich begann dann in aller Ruhe mein Hemd hochzuziehen, um die Prothese abzunehmen, worauf die Sicherheitsperson mich auf halbem Wege unterbrach und das Kabel noch einmal befingerte.
Die Kabel sind aber uninteressant, da gibts nichts zu sehen. Was interessant sein duerfte ist der Prothesenschaft: da der Sicherheitsmann ja nicht wissen kannm, wieviel Arm bei mir noch dran ist, sollte kontrolliert werden, dass ich da nichts drin reingepackt habe. Vor allem ja kein Apfelsaft, denn der waere ja streng verboten; Nagelscheren kann ich sowieso nicht brauchen da ich die Naegel ja feile.
Also bot ich ruhig und freundlich dem Wiener Flughafen-Sicherheitsmenschen an, ihm diesen Teil auch noch vorzufuehren. Ich habe etwa 800 Tage Militaerdienst gemacht, mir ist wurst, wenn einer 1 cm vor mir steht und schwitzt und zittert, ich gebe dem auch eine Demo meines Mobiltelefons oder Schluesselbundes oder erklaere ihm, warum es morgen schlechtes Wetter wird.
Dieses Kabaeuschen war aber wirklich sehr eng und die Situation war eigentlich absurd. Der Sicherheitsmensch meinte dann, er habe sowas noch gar nie gesehen. Er war irgendwie sehr nervoes. Er wollte dann die Kontrolle am Prothesenschaft nicht zu Ende fuehren. Ich haette also streng genommen und theoretisch dort Apfelsaft (was das fuer eine Sauerei geben koennte!) mitnehmen koennen und er haette es vermutlich nicht gemerkt.
Das war wohl nett gemeint von ihm, drauf hinzuweisen, dass er sowas noch nie gesehen haette – aber von Anfang an klar. Der Sicherheitsmensch hatte dann offenbar genug von dieser Situation und entliess mich aus dieser fuer ihn sehr unangenehmen Situation (obschon ich keineswegs stank: ich war auf der Heimreise von einem Schwimm-Wettkampf und bestens gewaschen, geduscht und parfuemiert).
Ich habe aber selbst auch ein Interesse daran, dass diese Sicherheitsmenschen ihre Ablauefe etwas verbessern, da ich sicher wieder nach Wien komme und mir so bald der Unterarm nicht wieder nachwaechst.
1) Wenn jemand eine Prothese traegt, muss man weder nervoes werden noch schwitzen. Manche Leute haben Gebiss, Peruecke oder tragen eine Brille. Also tief durchatmen und locker nehmen.
2) Als *erstes* in den Privatraum gehen. Oeffentliches Herumturnen ist zwar fuer alle anderen Zuschauer interessant, aber schadet vor allem dem Sicherheitsgedanken – denn der Sicherheitsmensch braucht vor allem geistigen Raum zum frei Denken. Nicht alle Fluggaeste koennen wie ich spontan die Einsatzleitung uebernehmen und die Schritt-fuer-Schritt-Anweisungen freundlich und kompetent supplementieren. Ausserdem werde ich mich fuer diese Blossstellung hier schon auch revanchieren, und das wollen Sie vielleicht nicht.
3) *Dann* der Reihe nach schauen, *wo* ist *was*. Wenn man nicht in *meinen* Prothesenschaft reinschaut dann schaut auch keiner sonst in einen rein, und dann haben die Security-Verantwortlichen da ein Sicherheitsloch von ca. 1/2 bis 1 Liter (Armprothesen) oder mehr (Beinprothesen). Das *muessen* die sich ansehen, sonst koennen Sie uns auch Apfelsaft und Orangensaft (was das fuer eine Sauerei geben koennte!) auch gleich so mitnehmen lassen (statt die alle abzunehmen und wegwerfen zu lassen, und hinter der Security diese vollkommen laecherlich hohen Preise zu verlangen).
4) Diese Untersuchungskabaeuschen waren derart winzig und schlecht beleuchtet, das ist schon mehr ein erotischer Touch-Room als eine Sicherheits-Massnahme.
5) Wenn vor Ihnen in der Security einem gelbe Fluessigkeit zur Armprothese tropft, keine Angst, das duerfte kein Urin sein. Hoechstens Apfel- oder Orangensaft. Schauen Sie, dass Ihre Socken trocken bleiben, sonst kleben Sie nachher auf dem Spannteppich im Flugzeug fest und die Saftschubse rammt dann aus Versehen vermutlich die ganze heisse Menuherrlichkeit in Sie hinein (was das fuer eine Sauerei geben koennte!).
Fuer mich wars eine unterhaltsame Nummer etwa wie aus Kottan ermittelt – aber mit einer modernen Sicherheit im Jahr 2009 hatte das ja schon ueberhaupt nichts zu tun.
Wenn ich das naechste Mal zum Flughafen Wien raus fliege, haben die das ja vielleicht etwas besser im Griff ;-)
Ich hatte es diesen Leuten auch geschrieben dort. Ich habe ihnen empfohlen, eine Fortbildung bei Otto Bock zu buchen, die sollen ihnen erklaeren was es fuer Prothesen gibt, und wie man die Kontrollen so macht, dass es wenigstens den Anschein von Kompetenz erweckt. Und ich bin nicht alleine – die angebliche Flugsicherheit betrifft andere Behinderte ebenfalls. Ausserdem lohnt es sich sowieso, ein waches Auge drauf zu halten, was einem sonst so passiert.
Keywords – discrimination airport security illusion missing training of security personnel what on earth are they doing Vienna Austria disability prosthetic prosthesis amputation amputee Diskriminierung Flughafensicherheit Illusion Behinderung Fehlende Ausbildung Sicherheitspersonal Was zum teufel tun die da